"Zwischen den Welten wächst Gras"
Um aus dem Hexenkessel herauszukommen geschrieben, weil das Leben vor der atomaren Befreiung steht und nur noch von der beständigen Erfahrung der Mißerfolge gestört wird.
Das Brausen der Städte widerspiegelt die Anstrengungen der Verzweifelten, die sich dagegen wehren.
Wir haben den Großen Krieg verloren, aber wir sind lebendig geblieben
und unsere Seele ist nicht zerstört und dennoch, es werden von uns andere Seelen der Völker zerbrochen.
Im Hexenkessel leben und Ruhe finden; vielleicht sucht der Mensch darum im alten Glauben seiner Väter und dort wo er deren Natur erlebt.
Dieser Band entstand in der Zeit meiner Wanderung am Rande der Städte. Es war noch kein Weg, den ich beschrieb aber das Gefühl im Hexenkessel, das uns umgibt.
Wer über den Rand der Menschen-Welt hinaus will, findet draußen andere Wesen, die ihn dabei betrachten.
Gedichte aus Deutschland Lyrik von vor Vierzig Jahren .....
Zwischen den Welten wächst Gras, 1981
Für das Netz überarbeitete und korrigierte Fassung
Teil 1 – 4
Ein Stimmungsbild
– Das Wesen der Menschen ist Erinnerung –
Novembermorgen
Das kosmische Licht glänzt über dem weiten Land. Im Traum glitzern die Wellen über kristallklarer Tiefe.
Das weitkreisende Licht der Sonne erscheint zitternd im Osten. Die Wärme von schlafenden Wesen treibt den Tau ins Spinnennetz.
Licht zieht mit dem treibenden Gras den Bach entlang, enthüllt den Schatten der Bäume.
Ein erstes Vogelgezwitscher macht den rauen Reif der Nacht vergessen. Die schlafenden Wesen sind erwacht.
Geborstenes Gras knistert zerbrechend unter den Schritten am Waldrand. Der Morgennebel zieht ins Tal, begleitet die äsenden Tiere mit feuchtem Tau.
In den Häusern, im Aufstehen, wird Licht gemacht. Die ersten Autos verlassen das heftige Getrappel der Füße.
Der Bäcker hat schon Frühstückspause. Die Wasserspülung schwemmt Ratten und verbotene Dinge durch dunkle Röhren.
Überall erzittert die Erde, Menschen sind wieder erwacht, stellen Maschinen an, denken Dinge.
Am frühen Morgen kriecht die Schöne der Nacht in ihr Bett.
Der Lkw-Fahrer steht auf dem Hof und schließt den Wagen ab.
Die Putzfrau sammelt den letzten Dreck aus den Etagen, Kinder werden geweckt und streben zum gedeckten Tisch.
Die ersten Krähen sammeln sich auf den Bäumen um etwas Menschenleere zu betrachten. Die Menschen richten neu den Tag.
Schulfrei müßte man haben denken die Kinder, ... vielleicht ist die Lehrerin krank. Wie jeden Tag frißt der Schulbus die Kinder.
Hans steht am Kantstein, betrachtet die gefallenen Blätter, die im Rinnstein zu Unrat vereint sind.
Er drängt in den vollen Bus, zeigt seine Karte, wird registriert und zwängt sich durch fremde Taschen.
In der nächsten Kurve stößt er mit dem Ellenbogen gegen einen Hut, ist rücksichtslos und klammert sich an einer Stange fest.
Er sieht draußen die Welt vorbeiziehen, der Regen hat zu rieseln begonnen und die Autos glitschen an den Fußgängern vorüber.
Dröhnend zieht ein Flugzeug hoch oben über den Morgen. Helikopter des Krieges tanzen im Sonnenlicht.
Über den Wald proben sie den Ernstfall im eigenen Land. Sie erschrecken die freien Wesen.
Nur Schlimmes haben diese von ihnen erfahren, solange die Wesen sich zurückerinnern. Sie kennen nichts Vergleichbares.
Heute beginnen die eisernen Insekten auf der Erde zu brüten. Sie reißen die Erde auf, kriechen über Felder und pflanzen Frucht und die Angst.
Fliegende Unholde zerreißen laut flatternd den Wind, erschrecken den kleinen Vogel, den Zaunkönig, der zu seinem Stein im Bach fliegt.
Dort wartet sein Freund der Fisch auf ihn.
Er will ihn befragen, doch nur Besorgnis ist heute die Antwort des schlängelnden Fisches.
Er hört den Menschen kommen, noch ehe der Zaunkönig den Fremdling erschreckt beschimpft.
Die Krähen rufen im Morgenlicht, schütteln die Blauschwarzen Federn, fröstelnde Autos werden ausgelacht.
In Deutschland herrscht Frieden. Hoch oben über den Häusern brodelt und kocht erneut die Schlacht.
Einst hört ich sagen: All überall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Sternlein blitzen.
Wohl dem Traum der jungen Jahre als nur Heiliges Leben in die Flüsse geschüttet wurde und Gott noch nicht erschossen war.
Blutrot zieht die Morgensonne in den Tag. Vogelschwärme ziehen über die Stadt. Kinder drängen sich in die offenen Tore der Schulen.
Arbeiter haben die Stechuhr gedrückt, Das summende Lied menschlicher Betriebsamkeit erfüllt das Land.
Die Erde ist braun und feucht, tiefe Furchen werden gerissen. Schollen zertrümmert mit eisernen Walzen.
Frauen putzen die Häuser, wickeln die Babys Und draußen tanzen die Vögel im Wind.
Meisen flitzen von Ast zu Ast und beschimpfen die Hunde im Stadtpark, die liebevoll von Frauchen von der Leine gelassen sind. Zaghaft wird ein Stöckchen geworfen.
Die Krähen kehren zurück vom Morgenflug. Sie sitzen auf ihren Bäumen und warten darauf, in Ruhe das Futter im Garten zu finden.
Schwapp wird der Hausflur gewischt – die Haustür zum trocknen geöffnet, der Feudel gewrungen mit kräftigen Armen.
Zum Frühstück gibt es gehackte Maus, oben in den Baumkronen.
Im Wind riecht es nach Schnee.
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