Gratwanderung

 

Mit wirbelndem Kopf

gehe ich

auf die Menschen zu,

vorsichtig erst,

leicht vergessend,

daß sie sprachlos sind,

mit zögernden Schritten,

in taumelnde Träumereien versunken,

im leise verirrten Augenblick

unwiederbringlich verschwunden, verschollen,

verloren in der Verletzung,

in der Wunde,

die eiternd, mit Ekel behaftet,

auf meiner Wange liegt.

 

Inzwischen

hat sich

die Narbe

fast geschlossen,

der Strich in der Landschaft,

der Gratweg,

von dem ich abstürze,

wieder aufstehe,

auf den Steilhang zurückkrieche,

klettere mit Händen,

die bluten.

 

Von den Steinen,

die abrollen,

bin ich wund,

versehrt

in der Seele,

die Flecken hat,

Stellen, die nachgeben

unter dem Druck,

Schmerzen, die

offen liegen:

das Kainsmal

 

12.11.2000

*  

 

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