- Das Dorf -

 

   

 "Zwischen den Welten wächst Gras"

 

Gedichte aus Deutschland 

Lyrik von vor Vierzig Jahren

... 1981 ...

 

Für das Netz überarbeitete und korrigierte  Fassung

 

                           

  Ein Stimmungsbild

 

     – Das Wesen der Menschen ist Erinnerung –

 

 

                                                          

               

                                         Gedichte aus Deutschland

                                                             

  

      

Und es ist ein Reite da, der heißt Tod.

 

 

 

      Lebsam hat Einfluß

 

Gab es nicht einmal eine Zeit,

die ursprünglich und voller Gewalt war ?

Hat der Löwe den Adler besiegt,

Stirbt der weiße Mann endlich

und wer wird ihn begraben ?

 

Als ich durch tote Städte schwamm

im ätzenden Regen ein Ziel in grünen

Bäumen fand, wußte ich, dort angekommen

leuchtete vor mir die rote Atomsonne.

Ich hätte mein Ziel fast erreicht.

 

Ich wußte, daß ich umkehren mußte,

zurückschwimmen durch tote Fische

im gläsernen Strom. Vorbei an den

Ladenkassen, mit den Armen rudernd,

Meine leblosen Füße ziehend.

 

An der Polizeikette angekommen würde

ich die Wahrheit erzählen.

Vom ätzenden Regen , vom schwelenden Staub

und dem grünen Gras vor der Katastrophe.

 

                            

 

 

        Zufälligkeit

 

Der Herbstwind streicht über die Felder.

Ein Mann geht über den Acker und sieht

den Bussard kreisen.

Die schwarzen Krähen sind wieder aus dem

Osten gekommen und spielen mit ihm.

 

Wir hätten sie gerne wieder gehört,

die letzten Überlebenden der weißen Raben.

Die Boten der Götter mit den schweren

Baumkronen sind fort.

 

Wir haben den Krieg verloren und

Deutschland ist ein Schlachtfeld geblieben.

Gut eingezäunt und mit strahlenden

Reaktoren am Rhein besetzt.

 

                     

 

       Schlafende Angst

 

In der Ferne heulen die Sirenen, am

Rande der Welt sind Leuchttürme aufgestellt.

 

Strahlender Asche, ewiger Menschheit

Unvollendeter Traum.

 

Die Blätter prasseln so lustig im Wind

wenn das Feuer brennt.

 

Morgen wird dich der Sandmann holen,

Dir mit seinem Messer die Kehle durchstechen –

 

Beim Einkaufen, vollgestopft mit tausend bunten

Sachen.

  

                             

  

    Zersplittert steht die Deutsche Eiche in Dachau

 

 

Unter jedem Grab liegt eine Weltgeschichte, sagt

Heinrich Heine zu dem Todgesang, der Deutschland

mit Dank besingt.

 

Und wirklich, es ist lächerlich, daß wir verloren

haben,  bei all dem Glück, das uns gehört.

 

Es riecht nach Sturm, die Därme sind vollgestopft

und abgenudelt.

Im Wohlstand leben die Herren dieser Welt.

 

Eigentlich sollte man die Welt warnen, daß der

Adler Krallen hat.

                                         

                                     

 

                       09. 82

                                            

                                                                                                 

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